Meine Grosseltern haben ganz in der Nähe von Schaffhausen gelebt. Als Kind war ich deshalb oft in der Region. Wie ich im Jahresrückblick 2023 geschrieben habe, war ich aber schon länger nicht mehr dort und wollte deshalb in diesem Jahr wieder einmal dorthin.
Anfangs September haben wir einen Ausflug nach Schaffhausen und Stein am Rhein gemacht. Das Wetter war wunderbar und für die Jahreszeit sehr warm, rund 30 Grad.
Allgemeine Informationen
Schaffhausen ist eine charmante Stadt im Norden der Schweiz, nahe der deutschen Grenze. Sie ist bekannt für ihre gut erhaltene Altstadt mit den mittelalterlichen Gebäuden, die von engen Gassen und prächtigen Erkern geprägt ist. Schaffhausen hat insgesamt 171 Erker und damit die meisten in der Schweiz. Die Stadt ist auch Heimat des imposanten Munot, einer historischen Festung, die über Schaffhausen wacht. Berühmt ist die Region zudem für den Rheinfall, den grössten Wasserfall Europas, der nur wenige Kilometer entfernt liegt.
Der Liedermacher Dieter Wiesmann, welcher aus Schaffhausen stammt, hat seiner Stadt ein besonderes Lied gewidmet: «Blos e chliini Stadt». Dieses Lied beschreibt die Stadt aus meiner Sicht perfekt und hat auch heute noch Gültigkeit, obwohl das Lied schon alt ist und Dieter Wiesmann vor einigen Jahren verstorben ist.
Sehenswürdigkeiten
Die nachfolgenden Sehenswürdigkeiten sind gut zu Fuss zu erreichen, da Schaffhausen relativ klein ist.
Munot
Das Wahrzeichen schlechthin ist der Munot. Demzufolge gehört ein Besuch der Festung zu einem Besuch dazu.
Der Munot wurde im Jahr 1563 erbaut. Es handelt sich um eine Rondellbefestigung und sie stellt mit ihrem Bergfried den Übergang von einer Burg zur modernen Festung dar. Sie wurde in Fronarbeit von der Schaffhauser Bürgern und den bezahlten Handwerkern erbaut.
Auf dem Munot lebt die Munotwächterin mit ihrem Mann. Zu ihren Aufgaben gehört es, jeden Tag um 21.00 Uhr während 5 Minuten das Munotglöcklein zu läuten. Weiter ist sie für die Munotführungen zuständig, welche sie mit viel Herzblut und Humor durchführt.
Im alten Burggraben leben Damhirsche. Als wir dort waren, haben wir jedoch keine gesehen. Gleich neben dem Munot befindet sich der Rosengarten, von welchem man ebenfalls einen schönen Blick auf die Altstadt hat.
Kino auf dem Munot
Im Sommer findet jeweils ein Open-Air-Kino auf dem Munot statt. Ich war 2024 zum ersten Mal dort und mir hat es sehr gut gefallen. Aus einem unbekannten Grund wirkte es wie ein grosses Familientreffen.
Im Gegensatz zu anderen Open-Air-Kinos findet man hier keine Stühle, sondern Bänke, teilweise mit Tischen. Selbstverständlich kann man hier auch etwas Essen und Trinken. Es lohnt sich, frühzeitig hier zu sein, um einen guten Platz zu ergattern. Erfahrene Besucher dieses Kinos nehmen jeweils ein Kissen für die Bank sowie eine Decke mit. Vor allem nach dem Sonnenuntergang kann es rasch kalt werden.
Kurz nach dem Läuten des Munotglöcklein und dem Munotlied ging es dann auch bald los.
Allerheiligen
Kreuzgang
Der Kreuzgang im Allerheiligen ist der grösste Kreuzgang der Schweiz. Er wurde im 12. Jahrhundert errichtet und im Inneren befindet sich der Kreuzganggarten. Dieser wird als «Junkerfriedhof» bezeichnet. In den Jahren 1582 bis 1874 wurden hier hohe Schaffhauser Magistraten (Bürgermeister, Ratsherren), Pfarrer und andere bedeutende Bürger/innen beigesetzt wurden.
Im Kreuzgang sieht man verschiedene Erinnerungs- und Grabtafeln. Die Einheimischen gehen hier spazieren und am Samstagnachtmittag haben wir auch Personen angetroffen, welche hier ein Picknick gemacht haben.
Münsterkirche
Die Kirche sehr beeindruckend, da sie gross genauer gesagt hoch ist. Die Ausstattung ist jedoch relativ schlicht. Während der Reformation wurden die Wände weiss gestrichen und die vielen prächtigen Bilder gingen verloren. An einer Stelle der Kirche kann man noch ein Bild aus der Zeit vor der Reformation bestaunen.
Kräutergarten
Der angrenzende Kräutergarten ist ebenfalls einen Besuch wert. Hier finden sich viele Pflanzen, welche man aus dem eigenen Garten kennt, aber auch einige seltene und unbekannte Pflanzen.
IWC-Museum
Die IWC-Manufaktur ist weit über die Schweiz hinaus bekannt. Die IWC-Uhren gelten als Luxusgut und sie werden seit 1868 in Schaffhausen hergestellt. Gegründet wurde das Unternehmen von einem Amerikaner, welcher die Schweiz als Produktionsland für die USA aussuchte. Dies weil zum damaligen Zeitpunkt qualifizierte Uhrmacher in der Schweiz verfügbar waren und das Lohnniveau hier tiefer war als in den USA.
Das Museum befindet sich im Erdgeschoss und umfasst zwei Räume. Aus meiner Sicht ist es relativ klein. Der Eintritt beläuft sich 6 Franken und man erhält dafür einen Audioguide. Das Museum erläutert die Geschichte von IWC und es sind etliche Modelle ausgestellt. Unter anderem auch eine Uhr für Winston Churchill oder Taschenuhren, welche für Schützenfeste in der Schweiz hergestellt wurden. Neben den Uhren der verschiedenen Epochen werden auch immer wieder Ausschnitten aus Katalogen präsentiert.
Wer möchte, kann auch einem Uhrmacher bei der Arbeit zusehen oder im Shop neben dem Museum eine IWC kaufen.
Ich empfand den Besuch als lohnenswert, auch wenn die Ausstellung relativ klein ist. Man erhält so einen Einblick in die Geschichte von IWC, ohne dass es langweilig wird.
Schwabentor
Das Schwabentor ist eines der Stadttore von Schaffhausen. Es steht am Rande der Altstadt und ist hauptsächlich bekannt wegen des Spruches «Lappi tue d’Augen uf». Wenn ich in meiner Kindheit wieder einmal etwas suchte, hörte ich gelegentlich: «Was steht am Stadttor in Schaffhausen?». Dann war mir klar, dass das Gesuchte irgendwo in der Nähe liegen muss.
Herrenacker
Der Herrenacker ist der grösste Platz in Schaffhausen. Hier wurden früher Ritterturniere ausgetragen. Heute wird der Platz hauptsächlich für Veranstaltungen genutzt.
Stars in Town
Der Herrenacker verwandelt sich im Sommer jeweils im Rahmen des Stars in Town in einen grossen Festival-Platz. Die Atmosphäre lässt sich mit dem Moon & Stars auf dem Piazza Grande in Locarno vergleichen. Der grosse Vorteil ist aus meiner Sicht, dass der Platz leicht abfällt und man somit von jedem Stehplatz gute Sicht auf die Bühne hat.
Die Stadt der 171 Erker – Stadtführung
Am Samstagnachmittag habe ich eine öffentliche Führung gebucht, welche vom Schaffhauserland Tourismus angeboten wird.
Treffpunkt war um 14 Uhr, direkt von dem Büro der Tourismusorganisation. Die Tour dauerte rund 1 1⁄2 Stunden. Unser Stadtführer, welcher ursprünglich aus Griechenland stammt und seit über 40 Jahren in Schaffhausen lebt, nahm sich viel Zeit für Fragen und beantwortete diese mit viel Fachwissen und Leidenschaft.
Die Führung konnte in dieser Zeit leider nur einen kleinen Teil der vielen Sehenswürdigkeiten abdecken. Ich würde jedoch sagen, dass wir bei den wichtigsten waren:
- Fronwagplatz
- Herrenacker
- Haus zur Münz
- Haus zum Ritter
- Allerheiligen
Die Führung kann ich als Ergänzung zu einem eigenen Stadtrundgang mit der Karte von Schaffhauserland Tourismus oder der App Explorial Trail empfehlen. Ich würde nicht nur diese Stadtführung machen, da wie bereits beschrieben in 1 1⁄2 Stunden nur ein Teil der Stadt besichtigt werden kann.
Essen in Schaffhausen
In der Altstadt gibt es einige Restaurants und Cafés. Am Samstagabend war primär in der Unterstadt und am Rheinquai (Schifflände) viel los.
Güterhof
Wir haben uns für das Abendessen im Güterhof entschieden, da mir dieses Restaurant von einer Freundin empfohlen wurde. Wir haben vorgängig reserviert und haben einen Tisch direkt am Rheinquai erhalten.
Der Güterhof serviert überwiegend Schweizer Gerichte, aber das Restaurant hat auch ein paar internationale Gerichte auf der Karte. Wir haben uns für den Egli mit Bratkartoffeln im Weidling und das Wiener Schnitzel entschieden. Das Essen war grundsätzlich gut, abgesehen von den Bratkartoffeln, welche primär fettig waren und nicht besonders gut schmeckten. Ich würde wohl anstelle der Bratkatroffeln Güterhof-Fries bestellen, da diese richtig lecker waren.
Café Rheinquai
Am Sonntagmorgen haben wir im Café Rheinquai gefrühstückt. Wie der Name des Cafés bereits sagt, liegt auch dieses Lokal direkt am Rhein. Auch hier haben wir im Vorfeld reserviert und konnten dadurch auf der kleinen Terrasse draussen sitzen. Die Tische draussen waren alle schon besetzt oder reserviert.
Man hat hier die Wahl zwischen verschiedenen Frühstückkombinationen oder auch einzelnen Produkten. Wir haben uns für das grosse Frühstück (Kaffee, Orangensaft, 1 Gipfeli, 2 Stück Zopf, Butter, Konfitüre, Joghurt mit Früchten) entschieden. Der hausgemachte Zopf war ausgesprochen lecker. Man kann auch selbst entscheiden, ob man lieber ein Butter-, ein Laugen- oder ein Maisgipfel möchte, was mich sehr überrascht hat und ich wirklich toll finde.
Ich würde hier sofort wieder frühstücken gehen, da ich das Angebot ausgezeichnet finde und das Essen sehr lecker war.
Schaffhauser Zungen
Bei den Schaffhauser Zungen handelt es sich um ein zartes Haselnuss-Mandel-Gebäck mit Buttercrèmefüllung und ovaler Form. Kaufen kann man Sie bei der Confiserie Reber. Ich finde sie lecker und würde sie jederzeit als Mitbringsel oder für mich selbst wieder kaufen.
Tipps
Meine Tipps für einen Ausflug nach Schaffhausen:
- Geniesse die Aussicht vom Munot auf die Stadt und die Region
- Schlendere durch die Altstadt und bewundere die vielen Erker
- Besuche das «Stars in Town», wenn dich Festivals interessieren
- Buche eine Stadtführung bei Schaffhauserland Tourismus
Viel Vergnügen in der kleinen Stadt, in der jeder den anderen kennt.
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